Auszug aus dem Lagefilm der Bezirksdirektion der Deutschen Volkspolizei (DVP): »21.39 Uhr: Chef Bezirksdirektion der Deutschen Volkspolizei: Meldung Generaloberst Wagner: Brennender Funkstreifenwagen abgelöscht, Demonstranten versuchen unter Gewaltanwendung auf Bahnsteige vorzudringen, Demonstranten werden laufend über Lautsprecher angesprochen, bisher keine Reaktionen. Gegenwärtig ist es noch nicht gelungen, den Bahnhof und Vorplatz von Demonstranten zu räumen. Einsatzkräfte unternehmen große Anstrengungen zur Erfüllung der gestellten Aufgabe. Unter den Einsatzkräften gibt es Verletzte durch Steinwürfe.«
»Ich stand in der ersten Reihe. Die riesige Menge hauptsächlich junger Leute uns gegenüber, die zunehmend aggressiv wurden, hatte ich nicht erwartet. In dieser Dimension erlebte ich das zum ersten Mal. … Ich bin seit vier Jahren bei der Polizei, so etwas hatte ich nicht erwartet. Mir ist das jetzt alles unbegreiflich. Wie konnte eine Menge so aufgeputscht werden. Was hat sich da alles angestaut. Mich packte angesichts solcher Brutalität, die auch für Unbeteiligte tödlich sein konnte, Angst.«
Bericht eines Bereitschaftspolizisten, der eine Schädelfraktur und den Bruch eines Mittelfußknochens erlitt, zu den Vorgängen am Dresdener Hauptbahnhof, zitiert nach Daniel Niemetz
Daniel Niemetz: Einen neuen »17. Juni« verhindern. Volkspolizei-Bereitschaften und »Kampfgruppen der Arbeiterklasse« im Herbst 1989. In: Rüdiger Wenzke (HG): »Damit hatten wir die Initiative verloren« – Zur Rolle der bewaffneten Kräfte in der DDR 1989/90. Freiburg 2014 (MILITÄRGESCHICHTE DER DDR. Begründet vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Potsdam. Herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Band 23)