Wissenswertes zur Polizeihistorischen Sammlung Sachsen
Ein Kriminalmuseum zur »Belehrung« der Beamten
Der spätere Polizeipräsident Paul Koettig gründet 1894 in Dresden ein Kriminalmuseum zur »Belehrung« der Beamten. Das Museum dient, neben der Sammlung von kriminalistischen Ausstellungsstücken, vorwiegend der Ausbildung von Kriminalbeamten und wird 1914 aufgrund des gestiegenen Raumbedarfs in drei Teile gegliedert: das eigentliche Kriminalmuseum, eine Lehrmittelsammlung mit Fachbibliothek und eine polizeigeschichtliche Sammlung.
Bei der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 werden wohl große Teile des Sammlungsbestandes vernichtet, anderes geht vermutlich in den Nachkriegsjahren verloren. Die Relikte des einst weltbekannten Kriminalmuseums finden in der Deutschen Volkspolizei keine Beachtung mehr, sollte doch ein neues, nicht auf Traditionen und alten Werten beruhendes Polizeiverständnis geprägt werden.
Im Wissen um die einstige Bedeutung wird mit Erlass des Sächsischen Staatsministeriums des Innern (SMI) 1993 die Polizeihistorische Sammlung Sachsen eingerichtet. Seit 2007 sind Teile ihrer Bestände am ursprünglichen Ort, der Polizeidirektion Dresden in der Schießgasse, wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
2017 nimmt die polizeihistorische Sammlung erstmals an der »Dresdner Museumsnacht« teil. Die Resonanz mit mehr als 1.600 Besuchern ist hoch. Im Frühjahr 2018 lockt die Präsentation »SPURENSUCHE – Die Sächsische Polizei im Wandel der Zeit« innerhalb nur eines Monats über 3.000 Besucher in den Sächsischen Landtag und gilt bis dato als besucherreichste Ausstellung in diesem Haus. Das große öffentliche Interesse und die Bedeutung historischer Kompetenz in der Aus- und Fortbildung sächsischer Polizistinnen und Polizisten geben den Ausschlag für eine Konzeption zur Weiterentwicklung der Sammlung.
Neben einem umfangreichen Bestand an Uniformen, Kriminaltechnik sowie Fachliteratur und Gesetzestexten aus verschiedenen Epochen sind der »Schatz« der Polizeihistorischen Sammlung Sachsen über 550 originale Schautafeln aus der ehemaligen »Kriminaltechnischen (Lehr-)Sammlung«.
Beispiele für historische Lehrtafeln der Sammlung
Von der Polizeihistorischen Sammlung zum modernen Bildungs- und Kommunikationsort
Die Polizeihistorische Sammlung Sachsen wird sich in den nächsten Jahren zu einem modernen Bildungs- und Kommunikationsort entwickeln. Im historischen Kontext bewahrt und vermittelt die künftige Ausstellung die Geschichte der sächsischen Polizei. Im Zentrum steht dabei die Rolle der Polizei in unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen wie auch ihre Bedeutung für die Demokratieentwicklung in Deutschland.
»Es geht nicht einfach darum, auf den Zug der Geschichte zu springen, man muss auch wissen, wohin die Reise geht.«
Édith Cresson
Die Ausstellung möchte zukünftig einen Blick hinter die Kulissen polizeilicher Arbeit ermöglichen – mit dem Potenzial, Vertrauen und Verständnis für die Institution Polizei zu stärken. Ein transparenter und selbstkritischer Dialog schafft dafür die Voraussetzung. Vor allem aber soll sie neugierig machen und zu einem Perspektivwechsel einladen.
Der neue Bildungsort wird offen für alle sein und mit seinen Angeboten Barrieren abbauen. Gezielt sollen Schulen und Bildungseinrichtungen – insbesondere der Polizei – angesprochen werden, um gemeinsam die Chancen und Herausforderungen für den demokratischen Rechtsstaat sowohl im historischen Kontext als auch anhand aktueller Ereignisse zu diskutieren. Die Polizei Sachsen möchte damit einen Beitrag zum öffentlichen Diskurs über Demokratie und Gesellschaft leisten.
Ziel der Ausstellung ist das Bewahren des Erbes der sächsischen Polizei für künftige Generationen sowie die authentische und differenzierte Darstellung sowohl der Polizeigeschichte als auch der aktuellen Polizeiarbeit. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der wichtigen Funktion der Polizei im demokratischen Verfassungsstaat.
Polizei in einer modernen Demokratie braucht die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Institution wie auch mit dem Handeln ihrer Akteure. Die Geschichte der sächsischen Polizei bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte, um aus ihr zu lernen und den jungen Polizistinnen und Polizisten Orientierungspunkte für ihren weiteren beruflichen Weg zu geben.
Mit innovativen Ausstellungselementen, Themen und Objekten werden auch polizeiskeptische Besucher angesprochen. Durch Information und Dialog sollen mögliche Vorurteile abgebaut und Vertrauen gestärkt werden. Dabei ist die Ausstellung multiperspektivisch ausgerichtet. In die Vermittlung von Polizeigeschichte und Demokratiebewusstsein werden Aspekte wie Gewaltprävention und Zivilcourage eingebunden.
Der neue Kommunikations- und Bildungsort der Polizei Sachsen versteht sich als Teil eines Netzwerks und wird mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen sowie mit Wissenschafts- und Kulturinstitutionen zusammenarbeiten. Austausch und Kooperation sind zentrale Punkte des Selbstverständnisses.
Durch die Aufarbeitung und Darstellung der eigenen Geschichte und des Handelns der Akteure in Vergangenheit und Gegenwart signalisiert die Ausstellung Wertschätzung gegenüber allen Polizeibediensteten und fördert die Identifikation mit dem Berufsbild und der Institution.
- Mitkonzeption des Moduls »Polizeitechnik und Polizeigeschichte« als Wahlpflichtfach an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) sowie Unterstützung von Bachelorarbeiten zu Themen der Polizeigeschichte, darüber hinaus Zuarbeit zu mehreren Masterarbeiten
- Angebot von Führungen für Kindergärten und Schulen, Vereine und Institutionen im Rahmen der Präventionsarbeit
- Entwicklung von Präventionskonzepten in Zusammenarbeit mit Studierenden der TU Dresden
- Teilnahme an der Dresdner Museumsnacht sowie Botschafterausstellungen an verschiedenen Orten
- Fachlicher Austausch mit Polizeimuseen und polizeihistorischen Sammlungen in Deutschland und Europa
- Mitwirken an der langfristigen Kooperation zwischen der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) und der Gedenkstätte Bautzner Straße als Teil des Projekts »zusammen.HALT« mit dem Dresdner Verein Kultur Aktiv
- Wanderausstellung »Im Spannungsfeld Demokratie – 30 Jahre Polizei Sachsen«